Zersiedlung nimmt weltweit dramatisch zu
Mit der Studie wurden erstmals das Ausmaß und die Entwicklung der Zersiedlung weltweit flächendeckend und vergleichend untersucht. Zur Berechnung der Zersiedlung werden der Anteil der bebauten Fläche an einem Gebiet, die Streuung der Bebauung und die Siedlungsdichte kombiniert betrachtet. Außerdem wurde im Rahmen der Studie berechnet, wie stark jeder Mensch im Durchschnitt zu dieser Zersiedlung beiträgt (Zersiedelung pro Kopf). Nach den Studienergebnissen wurde zwischen 1975-2014, also in nur 40 Jahren, mehr Land in Siedlungen umgewandelt, als in allen Jahrtausenden zuvor, seit die ersten Dörfer und Städte gebaut wurden.
Die Ergebnisse überraschten selbst die Autoren. Martin Behnisch, Erstautor der Studie, sagte dazu in der veröffentlichten Pressemitteilung: „Mit Blick auf die starke Urbanisierung in Ländern wie China und Indien hatten wir angenommen, dass die Zersiedelung in Europa sehr viel geringer ausfallen würde als zum Beispiel in den ostasiatischen Regionen und auch weniger stark als in Nordamerika. Unsere Ergebnisse haben diese Hypothese jedoch nicht bestätigt.“ Von den 23 UN-Regionen weist Westeuropa den stärksten Grad der Zersiedlung auf. In Europa wurde auch die stärkste Zunahme seit 1990 beobachtet, gefolgt von Nordamerika und Ozeanien. Nach den Untersuchungsergebnissen besteht dabei ein sehr starker Zusammenhang zwischen dem Grad der Zersiedlung und der menschlichen Entwicklung (Human Development Index, HDI).
Problematisch sind die Ergebnisse in vielfacher Hinsicht, da mit der Zunahme der Zersiedlung Lebensräume, natürliche Ressourcen und Ökosysteme verloren gehen. Damit einher werden durch den Bau neuer Siedlungen und ihre Nutzung zusätzliche Treibhausgase ausgestoßen und wertvolle Ressourcen verbraucht.
Die Ergebnisse der Studie wurden in dem Fachartikel „Rapid rise in urban sprawl: Global hotspots and trends since 1990“ veröffentlicht.