Vom Einpersonenhaus zum Haus mit Zukunft
Die Kinder sind ausgezogen und nun wohnt das Paar alleine im großen Haus mit Garten. Das „Empty-Nest-Syndrom“ ist in Einfamilienhaus-Gebieten zur Regel geworden. Mittlerweile leben ca. 70 Prozent der deutschen Einfamilienhaus-Eigentümer:innen allein oder zu zweit. Wenn z.B. Kinderzimmer oder sogar ganze Etagen leer stehen, wird das als „ungenutzter Wohnraum“ bezeichnet.
Gleichzeitig herrscht in vielen Regionen Deutschlands Wohnungsknappheit, und das, obwohl allerorten mit großem Energie- und Materialaufwand neu gebaut wird. So ist die Zahl der Wohnungen in Deutschland seit 1950 um 173 Prozent gestiegen, während die Bevölkerungszahl lediglich um 20 Prozent gewachsen ist. Der individuelle Wohnflächenkonsum steigt folglich kontinuierlich an. Das gilt insbesondere für Ein- und Zweifamilienhäuser.
Die meisten Eigentümer:innen möchten in ihren Häusern alt werden. Diese sind aber mitunter schlecht gedämmt oder nicht barrierefrei. Außerdem wünschen sich viele Menschen nach dem Auszug der Kinder wieder mehr Gesellschaft. Oft wird im Alter nur noch ein Teil des Hauses aktiv genutzt. Es stellt sich die Frage, welche Veränderungen notwendig sind, damit das Haus den Ansprüchen im Alter gerecht wird. In manchen Fällen ist vielleicht auch eine andere Wohnform passender.
Größere Veränderungen der eigenen Wohnsituation sind allerdings oft mit viel Aufwand und meist mit noch mehr Bedenken verbunden, daher bleiben sie oft aus. Das gilt auch für energetische Sanierungen und barrierefreie Umbauten.
Ein aktiver Umgang mit dem Wohnen im Alter und dem damit oft einhergehenden ungenutzten Wohnraum ist für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung. Bundesländer und Kommunen sollten entsprechende Ansätze daher (stärker) unterstützen. Neben notwendigen Sanierungen sowie dem zunehmenden Problem der Einsamkeit geht es auch um die Schaffung von Wohnraum. Von der Vermietung einzelner Zimmer, über eine Alters-WG bis zum Umzug bzw. Wohnungstausch bestehen vielfältige Möglichkeiten, die allerdings im Einfamilienhaus-Bereich noch wenig Anwendung finden. Dabei profitieren Eigentümer:innen nicht nur wirtschaftlich und könnten so z.B. einen barrierearmen Umbau und/oder eine energetische Sanierung finanzieren. Unter Umständen ergeben sich auch persönliche Gewinne, z.B. durch die Gesellschaft freundlicher Mieter:innen, die u.U. auch mal das beschwerliche Rasenmähen übernehmen.
Das vom Umweltbundesamt geförderte Projekt „Wohnfläche nutzen“ der GRÜNEN LIGA geht der Frage nach, wie Menschen, die ihre Wohnsituation verändern wollen, dabei ermutigt und unterstützt werden können. Im Zuge dessen ist eine Datenbank mit Wohnberatungs-, Vermittlungs- und Förderangeboten entstanden, die online abrufbar ist. Gleiches gilt für die Ergebnisse einer Fachtagung die im Januar 2024 stattfand.
Aktuell ist eine Vernetzung von aktiven und interessierten Kommunen und weiteren Akteur:innen geplant. Des Weiteren bietet die GRÜNE LIGA Vorträge zur Aktivierung ungenutzten Wohnraums für Kommunen und lokale Initiativen an.
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Kontakt:
Arthur Haus (Projektleiter Grüne Liga)