Was wäre wenn - Studie ermittelt das Wohnbaupoenzial durch Einhaltung regionalplanerischer Vorgaben

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Karte Region Mittlerer Oberrhein
Karte Region Mittlerer Oberrhein

Ziel einer Studie im Auftrag der Regionalverbände des Landes Baden-Württemberg ist die Frage, wie die bestehenden regionalplanerischen Instrumente mit Blick auf die Flächennutzung der Bauleitplanung eingesetzt werden und ggf. verbessert werden könnten. Hierzu wurden zahlreiche Bebauungspläne aus den Jahren 2018 bis2020 in Bezug auf die dort festgesetzte Bruttowohndichte untersucht.

Zahlreiche Regionen des Landes Baden-Württemberg haben in ihren Regionalplänen für den Wohnungsbau Mindest-Bruttowohndichten definiert: Mit jeweils unterschiedlichen Festlegungen zur Dichte (EW/ha) und unterschiedlichem Grad an Verbindlichkeit (Ziel, Grundsatz). Bislang, so die Autorinnen der Studie, dienen diese „Vorgaben zur Mindestdichte in den Regionalplänen für die Bedarfsermittlung auf der Ebene der Flächennutzungsplanung und Regionalplanung“. Untersucht wurden die in den Bebauungsplänen festgesetzten Bruttowohndichten. Es wurden dabei die Abweichungen von den regionalplanerisch definierten Referenzwerten ermittelt. Für die Raumkategorien nach LEP BW 2002 liegen die Referenzdichtewerte in Verdichtungsräumen bei 75 WE/ha, in den Randzonen um Verdichtungsraum bei 59 WE/ha, im Verdichtungsbereich des ländlichen Raumes bei 65 WE/ha und im ländlichen Raum bei 54 WE/ha.

In die Auswertung flossen insgesamt 1.416 Bebauungspläne ein (B-Pläne ab 0,3 ha), mit denen auf 2.673 ha Fläche Wohnraum für knapp 180.000 Menschen geschaffen wird. Damit wird im Schnitt eine Bruttowohndichte von 67 EW/ha realisiert. Der Durchschnitt der Referenz-Dichtewerte aller Regionalplänen von 61 EW/ha wird damit überschritten. Grund dafür sind Überschreitung der Mindest-Dichtewerte in den in den Verdichtungsräumen mit 105 EW/ha sowie ihren Randbereichen (68 WE/ha). Deutlich unterschritten werden die Mindest-Dichtewerte jedoch in den Verdichtungsräumen des ländlichen Raumes (60 WE/ha) sowie dem ländlichen Raum im engeren Sinne (50 EW/ha). Letztere haben Bebauungspläne mit einer Gesamtfläche von 1.340 ha ausgewiesen und damit fast die Hälfte aller ausgewerteten B-Pläne. Bei Einhaltung des Referenzdichtewertes hätten in Summe zusätzlich Wohnraum für knapp 15.000 Menschen mehr realisiert werden können. Hinzu kommen nicht realisierte Potenziale in den anderen Raumkategorien für in Summe ca. 9.000 Menschen. Über alle Raumkategorien hinweg noch einmal Wohnraum für knapp 9.000 Menschen mehr. Denn: In allen Raumkategorien finden sich Fälle, in denen Bebauungspläne die Referenzdichten über- oder unterschreiten. Für die Flächenneuinanspruchnahme bedeutet das, dass diese bei einer Ausschöpfung der der Referenzdichtewerte bei der Wohnraumversorgung der ca. 180.000 Menschen knapp 15% geringer hätte ausfallen können (entspricht rechnerisch 392ha).

Mit Blick auf die Ziele des Klima- und Umweltschutzes, des Schutzes landwirtschaftlicher Flächen und Schaffung bezahlbaren Wohnraums kann eine qualitätsvolle, verdichtete Siedlungsentwicklung im Rahmen der Bauleitplanung ein wesentlicher Schlüssel sein. Darüber hinaus sind die Steuerungsansätze der Regionalplanung in Bezug auf bauliche Dichten und ihre Verbindlichkeit zu stärken.

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